Wie gesund und genial sind unsere Hunde?

11.09.2023

Fortbildungsseminar RRCS  9./10. Sept. 2023

asp.- Nach der harten Corona-Zeit, die lange kaum Zusammenkünfte und Veranstaltungen life zuliess, trafen sich viele RRCS-Mitglieder am 9./10. September wieder einmal «in corpore» zu einem Fortbildungsseminar. Treffpunkt war das Sorell-Hotel Sonnental in Dübendorf, geeignet und sympathisch. Zuchtwartin Nicole Neukomm hatte als Interimsleiterin des Ressorts Fortbildung im Fachausschuss Zucht (FAZ) drei Referenten aus Deutschland und Tschechien eingeladen. An beiden Tagen waren je gegen 30 RR-Halter und -Züchterinnen und auch einige Gäste zugegen.

Annemarie Schmidt-Pfister

Es waren spannende Themen, die auf dem Programm standen: Viele Züchterinnen und Züchter hatten sich deren Vertiefung an einem Fortbildungsseminar gewünscht. Zuoberst vielleicht stand das Thema «Dermoid Sinus», jener tückische Strang , meist im Nacken-, Ridge- und bis zum Rutenbereich, welcher der Rasse seit ihrer Begründung im südlichen Afrika zu schaffen macht. Thomas Laube, seit vielen Jahren Präsident der deutschen «Züchtervereinigung Rhodesian Ridgeback« (DZRR, 800 Mitglieder) hat sich schon früh der Erforschung des Dermoid Sinus gewidmet und im Verlaufe seiner langjährigen Veterinärtätigkeit unzählige DS operativ entfernt. Was man heute über den Dermoid Sinus weiss, verdankt man Veterinären und Forschern wie ihm und einigen andern: z. B., dass die Zyste eigentlich gar keine Zyste ist, weil sie nämlich oft genug nicht nur eine oder zwei Hautschichten betrifft, sondern in einem Strang bis zur Wirbelsäule vorstösst und beim Hund Schmerzen und gar Lähmungserscheinungen verursacht. In den Pionierzeiten der Rasse war ein DS nicht selten das Todesurteil – heute kann man ihn bei früher Erkennung in der Regel gut entfernen, so dass der Hund ein normales Leben führen kann. In die Zucht darf der Hund wegen des Vererbungsrisikos allerdings nicht. Gerne hätte man vom Fachmann noch etwas eingehender über geplante Forschungsprojekte und Zukunftsstrategien im Kampf gegen den DS gehört
Weiter widmete sich Thomas Laube dem Thema Herpes – für viele Züchterinnen und Züchter eine Horrorvision, da eine mit dem Virus befallene Zuchtstätte in der Regel alle ungeborenen und geborenen Welpen verliert. Gut zu wissen, dass es in Form einer Impfung tragender Hündinnen eine effiziente Waffe dagegen gibt – eine Waffe, die unbedingt genutzt werden sollte.

Der tschechische Genetiker Miroslav Hornak führt mit seinem Labor GenoCan seit einigen Jahren Gen-Tests durch, welche die Disposition von Hunden auf bestimmte Krankheiten wie Hämophilie B, Juvenile Myoklonische Epilepsie (JME), Degenerative Myelopathie (DM) u.a.m. untersuchen. Daneben kann mit Gentests auch festgestellt werden, wie einzelne Hunde z.B. in Bezug auf Farbabweichungen (Dilute) oder Ridge-Vererbung disponiert sind. Wichtige und seit einigen Jahren immer häufiger genutzte Hilfsmittel in der Zucht von Rassehunden  - sie vom Forscher selbst vorgestellt und erklärt zu bekommen, war ein besonderes Privileg. Interessierte konnten  ausserdem vor Ort  durch eine Veterinärin eine Blutprobe ihrer Hunde  zur Auswertung machen lassen.

Während am Samstag die Gesundheit der Hunde im Vordergrund stand, kamen am Sonntag alle jene auf die Rechnung, die sich für das Verhalten von Hunden interessieren. Dass Hunde Gefühle haben, darüber war man sich am Seminar einig – ob sie aber auch genial sind, fragte Barbara Wardeck-Mohr, Hundefachbuch-Autorin und Wissenschaftsreferentin, etwas provokativ ihr Publikum. Ihre Ausführungen zu neuen und älteren ethologischen Erkenntnissen wurden mit Interesse und zum Teil auch mit Staunen aufgenommen – und der Konsens darüber, dass Hunde zwar vielleicht nicht immer genial, aber zumindest für uns Hundefreunde völlig unverzichtbar sind, war unbestritten.

Bei feinen Appetithäppchen und viel «Blöterliwasser» konnte man zwischendurch neue Kräfte tanken. Niemand war traurig, an dem immer noch sommerlich heissen Wochenende drinnen zu bleiben – man konnte dafür so manches dazulernen. Viele äusserten bereits Vorfreude auf ein nächstes Fortbildungs-Event im ähnlichen Stil mit neuen Themen (z.B. Zoonosen). Dies zurecht und umso mehr, als der RRCS ja zur Zuchtzulassung eine nachgewiesene Fortbildung von seinen Züchterinnen und Züchtern einfordert.

Der Dank der Teilnehmenden und des Clubvorstands geht an Referentin und Referenten sowie an Zuchtwartin und FAZ!

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